Die Macht der Gewohnheit

Wenn ich mit meinen Hunden in bekanntem Spaziergebiet unterwegs bin, haben wir verschiedene «Spassinseln». Beim Auto streue ich meist etwas Futter, damit die Hunde etwas zu tun haben, bis ich bereit bin. Am flachen Flussufer spielen wir «Leckerchenfischen» im Wasser und bei der Mauer mit den grossen Steinen rennt Jaro schon weit voraus und hüpft hoch, damit er mich auch ganz sicher daran erinnert, dass es hier einen weiteren Keks gibt.

Eine gemeinsame Sprache finden

Als ein «wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmäßiges Vorgehen nach einer festgelegten Ordnung» beschreibt der Duden ein Ritual. Im Zusammenleben sind Rituale wertvolle Ankerpunkte, denn sie bieten uns wie auch den Hunden Vorhersagesicherheit.

In der Spürhundearbeit fordern wir ein anspruchsvolles Verhalten vom Hund, denn er soll aktiv nach einem bestimmten Geruch suchen, selbstständig Entscheidungen treffen, Hindernisse überwinden und Windströme ausarbeiten bis zur Geruchsquelle. Eine solch komplexe Aufgabe schafft ein Hund nur, wenn für ihn glasklar ist, was er tun soll.

Wertvolle Rituale in der Sucharbeit

  • Suchgeschirr: Wie ein Blindenführhund mit seinem Geschirr in den Arbeitsmodus wechselt, kann auch bei einem Spürhund eine bestimmte «Kleidung» hilfreich sein. Für eine optimale Verknüpfung sollte dein Hund das Geschirr wirklich nur während dem aktiven Training oder Einsatz tragen.

  • Startritual: Bevor dein Hund losdüst, gibst du ihm mit einem Suchwort und allenfalls einer Handgeste vor, wonach ihr sucht. Verlange beim Start aber keine übermässige Impulskontrolle: der Vorwärtsdrang deines Hundes ist bei der Suchaufgabe erwünscht. Halte ihn lieber kurz am Geschirr fest, als ihn in eine Warteposition zu drängen.

  • Pausenbeschäftigung: Schleckmatte, Schnüffelteppich oder Futterball – gib deinem Hund etwas zu tun während Pausen im Training oder Einsatz. So kann sich dein Hund zwischen den Einheiten entspannen und du kannst in Ruhe die nächste Übung vorbereiten.

  • Abschluss: Ist die Party schon vorbei?! Wenn dein Hund das Training liebt, kann sich das Ende für ihn anfühlen, als würde mitten im Konzert deiner Lieblingsband der Strom ausfallen. Frust ahoi! Liefere lieber noch eine Zugabe und streue zum Abschluss etwas Futter oder massiere ihn von Kopf bis Fuss, wenn er das mag.

    Obwohl sich Rituale durch klare Abläufe auszeichnen, musst du sie nicht bis ans Ende eurer Trainingsabenteuer unverändert lassen. Wenn der Hund im Training den Kontext kennt und die Suchaufgabe verinnerlicht hat, können aufwändige Rituale auch stören. Gerade an die Startrituale halte ich mich anfangs bewusst und teste im fortschreitenden Training aus, welche Unterstützung mein Hund tatsächlich noch braucht.

Garantiertes Wohlbefinden

Die Umarmung deiner besten Freundin, das jährliche Familientreffen oder der Kaffee am Morgen: Manche Rituale lieben wir, während wir auf andere problemlos verzichten könnten. Ein Ritual im Hundetraining sollte nicht nur einem Zweck dienen, sondern wirklich angenehm und mit positiven Emotionen verbunden sein.

Willst du dich nicht nur auf dein eigenes Gefühl verlassen, unterstütze ich dich sehr gerne auf eurem Spürhundeweg. Das Wohlbefinden des Hundes ist mir genauso wichtig wie das Verständnis für die gemeinsame Aufgabe und ich freue mich darauf, eure optimalen Schnüffelrituale zu finden: Das Grossartige an der Sucharbeit ist, dass du sie an jedem Ort machen kannst. Dein Hund denkt aber in einer neuen Umgebung nicht automatisch daran, dass hier Geruch versteckt sein könnte. Starte an neuen Orten mit einfachen Suchaufgaben, damit dein Hund das nächste Mal voller Tatendrang zurückkehrt.

Nutzt du selbst Rituale mit deinem Hund? Ich freue mich über deinen Kommentar!

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