Buchrezension «Die Psyche des Hundes»

Worum geht's?

Der Psychologe und Kriminologe Robert Mehl mit Forschungserfahrung im Bereich Neuropsychologie nimmt uns in seinem Buch «Die Psyche des Hundes» mit auf eine Reise durch die zahlreichen Windungen im Hundegehirn. Der Aufbau des Buches lässt sich wie ein 1000er-Puzzle erklären: Mit den unübersichtlich vielen Puzzleteilen auf dem Tisch legt Robert Mehl zuerst den Rahmen aus, baut dann die klar ersichtlichen Formen zusammen und schliesslich verbindet er stückweise alles zu einem grossen Bild .

Der Rahmen ist in diesem Fall der Aufbau des Gehirns von den groben Strukturen bis zu den einzelnen Nervenzellen. Detailliert erklärt Robert Mehl die einzelnen Hirnbereiche und die Aufgaben, die sie erfüllen. In der Mitte des Buches kann man sich dank den Illustrationen ein Bild vom Hundegehirn in all seinen Einzelteilen machen.

Nachdem der Bauplan vermittelt ist, leitet Robert Mehl über und erweckt das Gehirn zum Leben. Was passiert konkret, wenn der Hund etwas hört, sieht oder riecht? Wie kommt es vom Gedanken an eine Bewegung zum Anheben der Pfote und wie wird aus einem Reiz aus der Umwelt ein Gefühl wie Angst?

Das farbige, eindrückliche Puzzle wächst dann zu einem Ganzen, wenn der Autor das Netzwerk des Gehirns mit den Erlebnissen im Alltag wie Stress, Schlaf und den Emotionen des Hundes verbindet.

Meine Meinung

Das Fachbuch «Die Psyche des Hundes» hält die Lupe auf die unterschiedlichen Bausteine des Hundegehirns. Dabei zeigt der Autor immer wieder Verbindungen zum menschlichen Gehirn auf, das in ganz vielen Bereichen ähnlich funktioniert.

Die einzelnen Elemente werden auf die wichtigsten Erkenntnisse und Fakten beschränkt und Robert Mehl schafft dank Beispielen aus dem Hundeleben verständliche Verbindungen zum Alltag, womit sich die oft abstrakten Zusammenhänge besser verstehen lassen.

Er benutzt auf der anderen Seite relativ viele Fremdwörter. Ist man mit diesen nicht vertraut, lesen sich einige Kapitel etwas zäh. «Die Psyche des Hundes» ist defintiv ein Buch, das man besser konzentriert am Schreibtisch liest statt schläfrig-entspannt im kuschligen Bett.

Der Inhalt und die Sprache sind stellenweise anspruchsvoll. Darum habe ich mir je nach Interesse für das jeweilige Kapitel erlaubt, die Seiten etwas schneller zu lesen und nicht den Anspruch haben, beim ersten Lesen jeden Zusammenhang zu verstehen. «Die Psyche des Hundes» wird für mich gerade für die Sinnesempfindung und -verarbeitung zum Nachschlagewerk.

Robert Mehl nimmt im Buch konsequent die Rolle eines Wissenschaftlers ein, Trainingsempfehlungen sucht man vergebens. Trotzdem schafft er ein Verständnis dafür, wie der Hund die Welt aus seiner Sicht wahrnimmt. Mit der nüchternen Sichtweise eines Forschers räumt Robert Mehl mit Mythen und Märchen auf und belegt sie mit wissenschaftlichen Fakten. So beschreibt er beispielsweise die (Unfähigkeit) der Selbstregulation im Welpen- und Babygehirn folgendermassen:


«Kleine Stressoren wie Unbehagen durch zu warme Temperaturen, Hunger oder der Verlust einer Ressource (Kauknochen, Spielzeug) können massive Stressreaktionen auslösen. Vor allem können sich sehr junge Hunde und Menschen (Säuglinge, Welpen, Kleinkinder) nicht selbst beruhigen. Dazu sind sie auf die Interaktion mit ihren Bindungspartnern angewiesen.»

Fazit

Dieses Buch von Robert Mehl geht der Psyche des Hundes wortwörtlich auf den Grund und zeigt das gewaltige System der Schaltstellen im Hundekörper. Damit wird klar, wie unglaublich viele Elemente zusammenspielen, damit aus einem Reiz, den der Hund aus der Umwelt empfängt, eine sichtbare Verhaltenreaktion beim Hund wird. «Die Psyche des Hundes» empfehle ich Hundetrainern, Tierärztinnen und interessierten Hundehalterinnen, die sich nicht von Fachbegriffen abschrecken lassen und fasziniert sind von den Vorgängen im Hundekopf.

«Die Psyche des Hundes» ist 2021 im Kosmos-Verlag erschienen.

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